Zero Hunger in der Agrarproduktion: keine Realität aber machbar! Gemeinsam Menschenrechte in Lieferketten verwirklichen

Deutsche Welthungerhilfe e.V.
Meo Carbon Solutions
Wirtschaftskanzlei GvW Graf von Westphalen

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Zusammenfassung Inhalte & Ergebnisse
Die Diskussionsrunde unter dem Titel „Zero Hunger in der Agrarproduktion: keine Realität aber machbar! Gemeinsam Menschenrechte in Lieferketten verwirklichen“ versammelte Expert*innen aus verschiedenen Bereichen, um die Herausforderungen und Chancen bei der Verwirklichung von Menschenrechten auf Produktionsebene globaler Lieferketten zu erörtern. Im Fokus stand das Menschenrecht auf Nahrung, welches als Querschnittsrecht häufig Grundlage weiterer Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit begünstigt. Das Fachpodium, organisiert von der deutschen Welthungerhilfe e.V. und Meo Carbon Solutions in Kooperation mit der Wirtschaftskanzlei GvW Graf von Westphalen sollte am Beispiel des Tools Food Security Standard (FSS) ganz praktisch aufzeigen, welche Umsetzungsmöglichkeiten der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten es für Unternehmen bereits gibt, aber auch welche Herausforderungen noch bestehen.
In vielen Ländern des Globalen Südens, die Agrarrohstoffe für den Weltmarkt produzieren, herrschen nach wie vor Hunger und Mangelernährung. Kleinbäuer*innen wie auch Landarbeiter*innen, die für unsere Märkte Blumen, Tee, Kaffee, Palmöl oder Kautschuk produzieren, sind oft von Hunger betroffen. Der FSS hilft Unternehmen, die an solchen landwirtschaftlichen Produktionsketten beteiligt sind, ihrer sozialen Verantwortung nachzukommen menschenrechtliche Risiken auf Anbauebene zu erfassen, zu adressieren und im Rahmen aktueller Gesetzgebungen darüber zu berichten.

Dr. Rafaël Schneider, stellvertretender Leiter der Politikabteilung der Welthungerhilfe eröffnete die Veranstaltung mit einer Einführung über bisherige Anwendungsbeispiele des Food Security Standard und betonte die Wichtigkeit, welche das Menschenrecht auf Nahrung in der Agrarproduktion hat. Dr. Lothar Harings, Rechtsanwalt der Anwaltskanzlei GvW Graf von Westphalen, führte in seiner Keynote-Rede in aktuelle Gesetzgebungsprozesse und die zentrale Rolle von praxisnahen Instrumenten wie dem FSS zur Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten aus. Er betonte, dass Ernährungssicherheit zwar nicht explizit in den deutschen oder europäischen Verordnungen erwähnt wird, jedoch fundamental in den Menschenrechten verankert ist. Er stellte diesbezüglich den engen Zusammenhang zum Recht auf Leben und Gesundheit, die Vermeidung von Luft- und Wasserverschmutzung, den Schutz vor Zwangsräumung sowie das Verbot der Lohndiskriminierung her.

Die angeregte Diskussion unter den Panelist*innen bot konkrete Einblicke und Erfahrungen aus der Praxis. Lutz Hartmann teilte seine Erfahrungen mit den Herausforderungen in der afrikanischen Agrarproduktion, insbesondere auf seiner 300 Hektar großen Obst- und Gemüsefarm in Äthiopien, und berichtete von seiner Arbeit mit VegBox Horticulture. Er betonte, dass die Umsetzung von menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nicht lediglich eine Compliance-Angelegenheit ist, sondern vielmehr als konkrete Denk- und Arbeitsweise in der Produktion etabliert werden muss und auch die Umstrukturierung von Managementprozessen nach sich zöge. Alejandra Rueda Zarate, Gründerin von NES Naturaleza, gewährte Einblicke in ihre Arbeit zu u.a. sozialer Nachhaltigkeit durch Verwirklichung von Nachhaltigkeitsstandards in der landwirtschaftlichen Lieferkette in Kolumbien. Dr. Bettina Rudloff von der Stiftung Wirtschaft & Politik brachte wissenschaftliche Perspektiven ein, indem sie die Bedeutung des Rechts auf Nahrung und Sorgfaltspflichten in Agrar- und Ernährungssektoren beleuchtete und auf das Gutachten des WBAE an das BMEL zum Thema „Neue Sorgfaltspflichten für Unternehmen des Agrar- und Ernährungssektors: Empfehlungen zu aktuellen Gesetzesentwicklungen“ verwies. Dr. Jan Henke von Meo Carbon Solutions stellte heraus, dass soziale Standards eine Chance für nachgelagerte Unternehmen darstellen, da sie glaubwürdige Ansprüche ermöglichen, wenn von allen Produzenten gleiche Standards gefordert werden und so eine evidenzbasierte Kundenkommunikation möglich wird. Obwohl das Skalieren einen langen Weg darstelle, sei es ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung.

Swantje Nilsson, Abteilungsleiterin für Internationale Zusammenarbeit im BMEL unterstrich in ihrer Abschlussrede die Wichtigkeit, gemeinsam etwas gegen den weltweiten Hunger zu tun und an praktikablen Lösungen zu arbeiten. Hierbei betonte sie die Koordinationsrolle des Welternährungskomitees (CFS), welches politische Empfehlungen und Leitlinien zu einem breiten Spektrum von Themen der Ernährungssicherheit entwickelt und deren Umsetzung unterstützt.

Die Diskussionsrunde verdeutlichte, dass ambitionierte Ziele wie „Zero Hunger“ in kleinen und konkreten Anwendungsfällen beginnen und es essenziell ist, den ersten Schritt zu gehen. Die Zusammenarbeit in der Lieferkette, die Transparenz schafft und gemeinsame Lösungen erarbeitet, ist ein wichtiger Baustein zu Ernährungssicherheit von Kleinbäuer*innen und Arbeiter*innen in Anbauländern, nachhaltiger Produktion und sozial tragfähigen Lieferketten. Es wurde deutlich, dass die Diskussion um Menschenrechte in Lieferketten eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Wissenschaft, Privatsektor und Zivilgesellschaft erfordert, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

Podiumsteilnehmer

Lothar Harings

Keynote-Speaker
Rechtsanwalt / GvW Graf von Westphalen
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Dr. Lothar Harings ist Rechtsanwalt und Partner bei GvW Graf von Westphalen in Hamburg/Brüssel; er leitet das Green Trade Team der Kanzlei. Dr. Harings ist Vorsitzender des Europäischen Forums für Außenwirtschaft (EFA) und Mitglied im Beirat des Zentrums für Außenwirtschaftsrecht (ZAR). Der Schwerpunkt seiner anwaltlichen Tätigkeit liegt in der Compliance-Beratung und Vertretung von Un-ternehmen im Hinblick auf Sorgfaltspflichten in der Lieferkette, insbesondere das deutsche LkSG, die EU Corporate Sustainability Due Diligence Directive („CSDDD“) und die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten („EUDR“). Dr. Harings ist Mitglied der Redaktion der Zeitschrift „Außenwirtschaftliche Pra-xis“ (AW-Prax) mit Zuständigkeit für die Bereiche Nachhaltigkeit und Compliance.

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Swantje Nilsson

Keynote-Speaker
Abteilungsleitung Internationale Zusammenarbeit und Welternährung, Fischerei / Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
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Frau Nilsson ist seit mehr als zwanzig Jahren Mitarbeiterin des Bundesministeriums für Ernährung
und Landwirtschaft (BMEL) und war in unterschiedlichen fachlichen und auch internationalen
Bereichen tätig. Sie war – zunächst als Referentin, dann als Referatsleiterin – im Referat „Reden und
Meinungsforschung“, später „Strategische Kommunikation“ eingesetzt, bevor sie 2005 die Leitung
des Referates „Internationale Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisationen, Welternährung,
Nachhaltige Entwicklung“ übernahm. Im Anschluss leitete sie für vier Jahre das Referat „Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz“ bei der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik
Deutschland bei der FAO in Rom. Nach Rückkehr in das BMEL leitete sie die Referate „Stoffliche
Biomassenutzung“ und „Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Klimafolgen“. Seit Februar 2022 leitet Frau
Nilsson die Abteilung für Internationale Zusammenarbeit und Welternährung, Fischerei im BMEL.

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Heike Leitschuh

Moderator
Autorin, Moderatorin und Beraterin für Nachhaltige Entwicklung
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Heike Leitschuh (geb. 1958) ist Buch-Autorin und Moderatorin für Nachhaltige Entwicklung sowie Mediatorin und Musikerin. Ihre Schwerpunktthemen sind sozial-kulturelle Aspekte der Transformation, zukunftsfähige Unternehmensentwicklung und nachhaltige Lebensstile. (www.heike-leitschuh.de.)

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Rafaël Schneider

Podiumsteilnehmer
Deputy Head of Policy & External Relations / Welthungerhilfe
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Rafaël Schneider (Dr. rer. nat.) ist Geograph und stellvertretender Leiter der Politikabteilung der Welthungerhilfe. Zu seinen entwicklungspolitischen Schwerpunktthemen gehören globale Ernährungssicherheit, ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Wertschöpfungsketten und die Verwirklichung des Menschenrechts auf Nahrung. Darüber hinaus leitet er die strategische Weiterentwicklung des Food Security Standard (FSS). Zuvor war er Koordinator beim Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in N’Djaména (Tschad) und Entwicklungshelfer in einem DED-GTZ-Programm zur ländlichen Entwicklung in Natitingou (Benin).

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Lutz Hartmann

Podiumsteilnehmer
Gründer und Geschäftsführer / FruitBox Africa
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Lutz Hartmann hat in Mainz, Freiburg und Paris studiert und ist ein deutscher und französisch qualifizierter Rechtsanwalt. Er ist spezialisiert auf grenzüberschreitende M&A-Transaktionen mit ausländischen Unternehmen in Deutschland und deutschen Unternehmen in Frankreich und Afrika. Im Jahr 2016 gründete er das Unternehmen FruitBoxAfrica, welches eine 300 ha große Farm für frisches Obst und Gemüse in Äthiopien aufbaut. Er war Vorstandsmitglied des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.

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Jan M. Henke

Podiumsteilnehmer
Director / ISCC und Meo Carbon Solutions
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Jan Henke studierte an der Universität Tübingen International Economics. Er war vier Jahre in der Abteilung „Climate and Energy“ am Institut für Weltwirtschaft Kiel tätig. Während dieser Zeit promovierte er zudem. Dann wechselte er zu Meo Carbon Solutions, einer Unternehmensberatung mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Klimawandel, Kohlenstoffmärkte, erneuerbare Ressourcen, Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft sowie Nachhaltigkeitszertifizierung. Henke war zudem von Beginn an durch Multistakeholder-Prozesse an der Entwicklung von ISCC (International Sustainability and Carbon Certification) und GRAS (Global Risk Assessment Services) beteiligt und ist Vorstandsmitglied des Kaffee-Zertifizierungssystems 4C. Henke arbeitet weltweit an Themen wie erneuerbare Ressourcen, Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien, Klimawandel, Kohlenstoffmärkte, Landnutzung und Landnutzungsänderungen, Treibhausgasberechnungen, Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie sowie Nachhaltigkeitszertifizierung für alle Märkte. Zur Zeit ist er unter anderem verantwortlich für die Weiterentwiclung von ISCC PLUS für Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie.

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Bettina Rudloff

Podiumsteilnehmer
Wissenschaftlerin / Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP)
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Dr. agr. Bettina Rudloff wurde an der Universität Bonn als Agrarökonomin promoviert, wo Sie auch Hochschulassistentin am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik war. Am Europäischen Institut für öffentliche Verwaltung (EIPA), Maastricht, leitete sie Ausbildungsprogramme für die EU- Kommission für WTO-Verhandlungsführer aus Entwicklungsländern.

Derzeit forscht sie bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin (SWP) an der Nahtstelle von Handels- und Agrarpolitik und Außenpolitik etwa zu geo-strategischen Aspekten von Ernährungssicherheit und Handelspolitik. Sie ist u.a. Mitglied des strategischen Begleitkreises am BMZ zur Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ und des International Agricultural Trade Research Consortium (IATRC). Aktuell trug sie als externe Autorin zum jüngsten Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim BMEL (WBAE) zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten im Agrar- und Ernährungssektor bei.

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Alejandra Rueda Zarate

Podiumsteilnehmer
Gründerin / NES Naturaleza
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Alejandra RUEDA ZARATE, die derzeit in Kolumbien lebt, arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit der Agrarindustrie an der Entwicklung neuer Märkte und der Nachhaltigkeit. Sie ist Wirtschaftswissenschaftlerin und hat einen Master-Abschluss in Energie und Ressourcen sowie in Frieden und Konflikt. Als Rotary-Weltfriedensstipendiatin hat sie in verschiedenen Initiativen zur Verbesserung der Lebensbedingungen lateinamerikanischer Landwirt*innen mitgearbeitet.
Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Entwicklung nachhaltiger und marktgerechter Lösungen für den Agrarsektor ist sie Gründerin von NES Naturaleza, einer Initiative, die bereits mehr als 4000 Kleinbäuer*innen in nachhaltiger Entwicklung und guter landwirtschaftlicher Praxis geschult hat. Sie unterstützte die Einrichtung der Plattform für nachhaltigen Handel verschiedener Rohstoffe und ist Mitglied der Arbeitsgruppen für eine Vielzahl an Nachhaltigkeitsstandards. Zu ihren Erfahrungen gehören auch die Entwicklungsbegleitung des Biodieselmarktes in Kolumbien sowie die Umsetzung und Zertifizierung durch Nachhaltigkeitsstandards entlang landwirtschaftlicher Lieferketten.

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