Auf die Plätze, fertig, los: EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) gemeinsam erfolgreich umsetzen!

Grain Club

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Zusammenfassung Inhalte & Ergebnisse
Jaana K. Kleinschmit von Lengefeld, Grain Club, wies darauf hin, dass die EUDR belastende Bürokratie mit sich bringe, auch für die deutschen Landwirte, für die die EUDR in vollem Umfang gelte. Entscheidenden Fragen der praktischen Umsetzung seien ungeklärt. Es seien umgehend Lösungen von Seiten der EU erforderlich – im Dialog mit der Wirtschaft.

Dr. Thomas Baldauf, BMEL, unterstrich: Die globale Entwaldung konnte bisher nicht gebremst werden. Es brauche dringend wirkungsvollere Regeln. Ab Ende 2024 werden nur noch Waren auf den EU-Markt kommen, die rückverfolgbar und entwaldungsfrei sind. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung der Entwaldung. Mit ihren Vorbereitungen liege die EU-Kommission derzeit hinter dem Zeitplan zurück. Aber die EUDR sei eine Chance, im Kampf gegen Entwaldung voranzukommen.

Christian Grütters, AGRAVIS Raiffeisen AG, zeigte gravierende praktische Umsetzungsprobleme auf: Die EUDR sei nicht praktikabel und vom Gesetzgeber schlecht vorbereitet. Es fehle derzeit an einer klaren Handreichung, welche Nachweise erbracht werden müssten und ein ausgereiftes und ausreichend leistungsfähiges IT-System für die Übertragung der sehr vielen Rückverfolgungdaten sei nicht in Sicht. In den wichtigen Erzeugerländern bestünden zudem noch nicht die erforderlichen infrastrukturellen Voraussetzungen für eine segregierte Lieferkette. Mehr Zeit für die Umsetzung sei nötig. Wenn diese gravierenden Probleme nicht schnell geklärt würden, werde es zu Störungen der Lieferketten und zum Ausschluss von Marktteilnehmern kommen.

In ihrer Videobotschaft betonte Rukaiyah Rafik, FORTASBI, dass die Kleinerzeugenden die Regeln der EUDR nicht im Alleingang anwenden könnten. Unterstützung durch die EU sei erforderlich. Ansonsten drohen im Palmölsektor infolge der EUDR sehr viele von der Lieferkette abgeschnitten zu werden.

Sascha Tischer, FONAP, bekräftigte: Für hunderttausende Kleinerzeugende im Palmölanbau bringe die EUDR große Belastungen mit sich, weil sie die neuen Regeln aus Europa noch nicht erfüllen könnten. Die EU habe bislang versäumt, die neuen Regeln im Dialog mit den großen Erzeugerländern abzustimmen und breit angelegte Unterstützung für die Anwendung zu gewähren. Die Hilfe, die seitens der EU angekündigt wurde, sei vor Ort bei den Kleinerzeugenden noch nicht angekommen. Die EU müsse mit mehr Energie und Tempo unterstützen. Ansonsten werden viele Betroffene aus der Lieferkette ausgeschlossen und bestehende Initiativen vor Ort gefährdet.

Carolle Alarcon, Brazil Coalition on Climate, Forests and Agriculture, weist darauf hin, dass die Stakeholder in Brasilien bereits eine ambitionierte Strategie gegen Entwaldung verfolgen. Mit dieser Strategie sei aber die EUDR noch nicht ausreichend abgestimmt. Dieses Defizit an Dialog, Abstimmung und Zusammenarbeit müsse beseitigt werden, damit die EUDR erfolgreich starten könne.

Aus dem Publikum kam in einem Beitrag Unterstützung für die EUDR, verbunden mit dem Hinweis, dass angesichts der praktischen Herausforderungen ein Aufschub des Geltungsbeginns akzeptabel erscheine. Insgesamt bestand in der Diskussion Einigkeit: Der globale Kampf gegen Entwaldung ist unerlässlich. Aber es gebe noch sehr viel zu tun, bis die EUDR starten könne, und es bestehe nur noch wenig Zeit für die nötigen Vorbereitungen. Die drohende Exklusion von Kleinerzeugenden wurde von allen Podiumsteilnehmern als Problem erkannt, dass es unbedingt zu verhindern gelte.

Im Fachpodium wurde drei interaktive Umfragen durchgeführt

Reduziert die EUDR die globale Entwaldung?
Diese Frage beantworteten 52,6 Prozent der Teilnehmenden mit Ja; 31,6 Prozent mit Nein und 15,8 Prozent mit “Ich weiß nicht”.

Welche Auswirkung erwarten sie von der EUDR?
Hier befürchteten 40,7 Prozent der Teilnehmenden den “Ausschluss von Handelspartnern aus der Lieferkette”. Die “Eindämmung der Entwaldung” erwarteten 29,6 Prozent; eine “Steigerung der Verbraucherpreise” 18,5 Prozent; “Versorgungsengpässe” 7,4 Prozent. 3,7 Prozent erwarteten “keine signifikanten Auswirkungen”.

Was ist der wichtigste Schritt, damit die EUDR erfolgreich sein kann?
Hier fanden 49,9 Prozent der Teilnehmenden den “Dialog mit Erzeugerländern und Kleinbauern” am wichtigsten; gefolgt von einem “funktionierenden IT-System für Verwaltung und Unternehmen” (25 Prozent); “Alle Marktbeteiligten müssen sich schnell vorbereiten” (15,6 Prozent)“ und “Finanzielle Hilfe für die betroffenen Länder und Partnerschaften” (12,5 Prozent).

Podiumsteilnehmer

Christoph Metzner

Moderator
Leiter Public Affairs / Deutscher Raiffeisenverband e. V. (DRV)
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Christoph Metzner ist Leiter des Public Affairs Teams beim Deutschen Raiffeisenverband.
Der studierte Medien- und Kommunikationssoziologe ist seit über 18 Jahren in der bundesdeutschen Agrarpolitik tätig, u.a. als Wissenschaftlicher Mitarbeiter von verschiedenen Bundestagsabgeordneten. Er moderiert regelmäßig Veranstaltungen, das Rüstzeug hierzu erlernte er an der Berliner Journalistenschule.

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Christian Grütters

Podiumsteilnehmer
Bereichsleiter Dienstleistungen und Nachhaltigkeit / AGRAVIS Raiffeisen AG
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seit 01/2022 Bereichsleiter Dienstleistungen und Nachhaltigkeit AGRAVIS Raiffeisen AG; seit 06/2010: Geschäftsführer VERAVIS GmbH; 2006 – 2010: Geschäftsführer AGRIZERT GmbH; 1999 – 2006: Berater für landwirtschaftliche Genossenschaften Genossenschaftsverband e.V.; 1998 – 1999: Marketingreferent Absatzförderungsfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft AöR; 1995 – 1998: Vertriebsmitarbeiter Duales System Deutschland GmbH

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Sascha Tischer

Podiumsteilnehmer
stellv. Vorstandsvorsitzender / Forum Nachhaltiges Palmöl e. V. (FONAP)
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Sascha Tischer blickt auf 25 Jahre Erfahrung in den Bereichen institutionelle Angelegenheiten, Interessenvertretung und Kommunikation, mit besonderem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, Lebensmittel und Landwirtschaft sowie Agroforstwirtschaft. Er engagiert sich für den Natur- und Umweltschutz sowie für die Stärkung von lokalen Gemeinschaften in tropsichen Regionen und besuchte rund 60 Länder weltweit. Zu seinen Aufgaben gehört es häufig, Kampagnen zu initiieren, Stakeholder-Dialoge und Konsultationsrunden zu leiten. Seit 2017 ist er für das Sustainable Agriculture Network (SAN) aktiv, derzeit als Stakeholder Relations Repräsentant in Europa, und bekleidet auch das Amt des stv. Vorstandsvorsitzenden im Forum Nachhaltiges Palmöl e.V. (FONAP).

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Carolle Alarcon

Podiumsteilnehmer
Brasilianische Koalition für Klima, Wälder und Landwirtschaft
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Carolle Alarcon hat einen Masterabschluss in Tropischer Forstwirtschaft von der Technischen Universität Dresden und einen Bachelorabschluss in Umweltmanagement von der Universität São Paulo. Sie verfügt über 15 Jahre Erfahrung und hat an Projekten im Amazonasgebiet (zu Themen wie Schutzgebiete, verantwortungsvolles politisches Handeln, partizipative Diagnose, Konfliktmanagement, Einbindung betroffener Akteure und Interessenvertretung) mitgearbeitet. Auf internationaler Ebene arbeitete sie bei der UNESCO in Nepal, wo sie Initiativen des Programms „Mensch und Biosphäre“ (MAB) unterstützte, und bei der IUCN in Südamerika, wo sie Projekte zum Schutz indigenen Landes und zur Wiederherstellung von Landschaften koordinierte. Seit 2022 ist Carolle Advocacy Coordinator für die Brasilianische Koalition für Klima, Wälder und Landwirtschaft.

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Dr. Thomas Baldauf

Podiumsteilnehmer
Strategie und Koordinierung der Abteilung 5, Wald, Nachhaltigkeit, Bioökonomie / BMEL Referat 511
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Thomas Baldauf begleitet das Thema Entwaldungsfreie Lieferketten seit 2014 (international seit New Yorker Walderklärung, in Europa mit Amsterdam Declaration Partnership, in der EU mit Studie 2013 / Machbarkeitsstudie in 2016). Zuletzt nahm er die DEU-Verhandlungsführung zur Verordnung für entwaldungsfreie Produkte in Brüssel wahr.

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