Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung bei Obst und Gemüse: das Potenzial städtischer Lebensmittelsysteme

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Global Alliance for Improved Nutrition (GAIN)
Asiatisches Zentrum für Gemüseforschung und -entwicklung (World Vegetable Center)

Zusammenfassung Inhalte & Ergebnisse
Der Verzehr von frischem Obst und Gemüse ist entscheidend für eine gesunde Ernährung. Allerdings wird die von der WHO empfohlene Menge oft deutlich unterschritten, was negative gesundheitliche Folgen hat. Dies spiegelt sich vor allem bei städtischen Verbraucher*innen mit niedrigem Einkommen in Ländern mit einem niedrigen bis mittleren Einkommensniveau wider.
Das Panel „Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung bei Obst und Ge-müse: das Potenzial städtischer Lebensmittelsysteme“, moderiert von Marina Kosmus (Gruppenleiterin Ländliche Entwicklung, GIZ) untersuchte die Mechanismen zur Reduzierung von Nachernteverlusten bei Obst und Gemüse in sich rapide verändernden städtischen Er-nährungsumfeldern. Dazu gehören gesellschaftliche und institutionelle Innovationen, infra-strukturelle Entwicklungen und wirtschaftliche Anreize. Welche Herausforderungen gibt es und auf welchen bewährten Verfahren kann in Zukunft aufgebaut werden?

Direkt zu Beginn hoben die beiden Keynote-Speaker die entscheidende Rolle der Verringe-rung von Nachernteverlusten von frischem Obst und Gemüse für die Transformation der Er-nährungssysteme hervor. Sie betonten, dass die Bekämpfung dieser Verluste einen System-wechsel erfordere. Leonard Mizzi (Referatsleiter Nachhaltige Agrar- und Lebensmittelsyste-me und Fischerei / European Commission) sagte: „Viele Lösungen sind bereits bekannt, die Frage ist, wie diese umgesetzt werden“. Lawrence Haddad (Hauptgeschäftsführer / Global Alliance for Improved Nutrition, GAIN) zeigte anhand beeindruckender Daten, dass in Ländern mit niedrigem Einkommen die Mitte der Lieferkette (Verarbeitung und Verpackung) der kriti-sche Punkt für Obst- und Gemüseverluste ist. Ebenfalls stellte er fest, dass die meisten Lö-sungen für Innovationen in der Lebensmittelversorgung in städtischen und stadtnahen Gebie-ten zu finden sind.

Daran anknüpfend diskutierten die vier Panelist*innen Delphine Larrousse (Director / Global Engagement, World Vegetable Center), Angèle Tasse (Leitende Sachverständige für nachhal-tige Lebensmittelsysteme / ICLEI), João Tiago Carapau (Geschäftsführer / SIMAB) und Ruth Okowa (Länderdirektorin für Kenia / GAIN) über das Potential von Städten als Pioniere der Transformation der Ernährungssysteme. In dem Gespräch wurden konkrete Lösungen, wie der richtige Zeitpunkt für die Ernte und die richtige Lagerung, Verpackung und Verarbeitung angebracht aber auch das Bewusstsein der Verbraucher*innen hervorgehoben. Zudem kön-nen Schulungen, gegenseitiger Austausch und die Stärkung der Produktions- und Handels-kapazitäten dazu beitragen, das Problem zu bekämpfen. In der Diskussion über die verschie-denen Herausforderungen und Lösungsansätzen wurde deutlich, dass Städte eine entschei-dende Rolle bei der Bekämpfung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung spielen.
Darüber hinaus wurden weitere Herausforderungen mit Handlungsbedarfen identifiziert, wie die Infrastruktur, Lebensmittelabfälle in Privathaushalten, das Engagement der Regierungen oder die Notwendigkeit von mehr Forschung im Bereich der Obst- und Gemüseentwicklung.

Dr. Ariane Hildebrandt (Abteilungsleiterin Globale Gesundheit; Chancengerechtigkeit; Digitali-sierung; Ernährungssicherheit / Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ) fasste das Panel mit den Worten zusammen: „Die Diskussion hat gezeigt, dass Städte ein großes Potenzial haben, bei der Umgestaltung der Ernährungssysteme als Vorreiter zu agieren.“ Das Stadt-Land-Kontinuum, die Transformation der Agrar- und Ernäh-rungssysteme ist sehr wichtig, nicht nur für gesündere Menschen, sondern auch für unseren Planeten.

Podiumsteilnehmer

Leonard Mizzi

Keynote-Speaker
Referatsleiter Nachhaltige Agrar- und Lebensmittelsysteme und Fischerei / European Commission
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Dr. Leonard Mizzi ist seit dem 1. Januar 2017 Referatsleiter bei der Europäischen Kommission, Generaldirektion (GD) Internationale Partnerschaften – Nachhaltige Agrar- und Lebensmittelsysteme und Fischerei. Zuvor war er 10 Jahre lang Referatsleiter in der GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, zunächst zuständig für Agrarhandel und Entwicklung (2007–2014). Er leitete von 2015–2016 das interinstitutionelle Referat für die Beziehungen zum Europäischen Parlament, zum Rat und zu den beratenden Gremien sowie für die Steuerung der Gruppen für den zivilen Dialog. Er hat ein Studium der Öffentlichen Verwaltung an der Universität Malta (BA Hons First Class) absolviert und verfügt über Abschlüsse des Internationalen Zentrums für agrarwissenschaftliche Studien im Mittelmeerraum – CIHEAM-Montpellier (Master of Science) sowie über einen Doktortitel in Agrarökonomie der Universität Reading (VK). Er ist Verfasser einer Vielzahl von Beiträgen und Veröffentlichungen zu Agrar- und Ernährungsthemen im Mittelmeerraum. Dr. Mizzi verfügt über eine umfangreiche Berufserfahrung in der öffentlichen Verwaltung sowie Privatwirtschaft von Malta. Er arbeitete zunächst in der Abteilung Wirtschaftsplanung im Büro des Premierministers (Malta) und war von 1996 bis 2006 der erste Direktor des maltesischen Wirtschaftsbüros in Brüssel – dem Büro der Malta Chamber of Commerce and Enterprise (maltesische Handels- und Unternehmenskammer) und der Malta Hotels and Restaurants Association (maltesischer Hotel- und Gaststättenverband). Außerdem war er Gastdozent an der Universität Boston (Campus Brüssel), Open University (Fernuniversität) und der Universität von Malta. Er hält häufig Vorlesungen am College of Europe in Brügge. Zu seinen Spezialgebieten gehören globale Governance im Bereich der Ernährungssicherheit, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, der Mittelmeerraum und Afrika südlich der Sahara.

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Lawrence Haddad

Keynote-Speaker
Hauptgeschäftsführer / Global Alliance for Improved Nutrition (GAIN)
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Dr. Lawrence Haddad ist seit 2016 der Hauptgeschäftsführer von GAIN. Von September 2020 bis zum Weltgipfel der Vereinten Nationen zu Ernährungssystemen am 23. September 2021 leitete Haddad Arbeitsbereich 1, der sich mit der Sicherstellung des Zugangs zu sicheren und nahrhaften Lebensmitteln für alle befasste. Haddad ist zudem Co-Einberufer der Koalition „Standing Together for Nutrition“. Vor seiner Tätigkeit bei GAIN war Haddad Hauptautor des Global Nutrition Report, Direktor des Institute of Development Studies (IDS), und Direktor der Abteilung für Nahrungsmittelkonsum und Ernährung am International Food Policy Research Institute (IFPRI). Zusammen mit David Nabarro hat er 2018 den World Food Prize gewonnen.

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Dr. Ariane Hildebrandt

Keynote-Speaker
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
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Ariane Hildebrandt ist Abteilungsleiterin im Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), wo sie seit September 2023 für die Themenbereiche Globale Gesundheit, Chancengerechtigkeit, Digitalisierung und Ernährungssicherheit verantwortlich ist. Sie ist Ökonomin und arbeitet seit 1998 in verschiedenen Bereichen des Ministeriums.

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Marina Kosmus

Moderator
Bereichsleiterin Ländliche Entwicklung / GIZ
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Marina Kosmus blickt auf mehr als 20 Jahre berufliche Erfahrung in den Bereichen nachhaltige Entwicklung, Wertschöpfungsketten, integrierte Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, Ökosystemleistungen, Biodiversität und Klimawandel bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zurück. Seit Mai 2023 leitet sie Bereich G520 für ländliche Entwicklung. Sie hat bilaterale und globale Projekte in den o. g. Bereichen geleitet und ist Hauptautorin des Berichtes „IPBES Values assessment“. Zudem war sie Mitglied der IPBES-Arbeitsgruppe zur Nutzung der IPBES-Ergebnisse bei politischen Instrumenten. Im Lauf der Jahre hat sie verschiedene Leitlinien und Trainings zur Integration von Ökosystemleistungen bei der Entwicklungsplanung und nachhaltigen Bewirtschaftung von Ökosystemen entwickelt. Kosmus hat einen Masterabschluss in Agrarökonomie und ländlicher Entwicklung der Georg-August-Universität Göttingen und einen Diplomabschluss in Sozialanthropologie der Universität Buenos Aires.

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Ruth Okowa

Podiumsteilnehmer
Länderdirektorin für Kenia / Globale Allianz für verbesserte Ernährung (Global Alliance for Improved Nutrition, GAIN)
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Ruth Okowa, GAIN-Länderdirektorin für Kenia, ist eine leidenschaftliche Fördererin der Umgestaltung von Nahrungsmittelsystemen zur Bereitstellung nahrhafter, gesunder und sicherer Lebensmittel auf nachhaltige Weise. Neben anderen Programmbereichen leitet Ruth das Projekt „Gemüse für alle“, das darauf abzielt, 1,1 Millionen städtischen und stadtnahen Verbrauchern am unteren Ende der Pyramide durch den Verzehr von mehr Gemüse ein vielfältigeres Nahrungsangebot zu bieten. Zuvor war sie als Regionaldirektorin für Afrika bei BRAC International tätig und hatte in zahlreichen Ländern der afrikanischen Region führende Positionen in lokalen und internationalen Organisationen inne. Ruth Okowa war Mitglied im Rat einer lokalen Universität in Kenia und Mitglied des Verwaltungsrats einer führenden medizinischen Ausbildungsstätte in Ost- und Zentralafrika. Sie verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Entwicklungsarbeit in Bereichen wie Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, Sozialleistungen und Bildung, Wasser, Hygiene und Sanitärversorgung, Gesundheit, Menschenrechtsarbeit und Gleichberechtigung sowie Stärkung der Rolle der Jugend.

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João Tiago Carapau

Podiumsteilnehmer
Geschäftsführer / SIMAB - Sociedade Instaladora de Mercados Abastecedores
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João Tiago Carapau ist Geschäftsführer des Unternehmens SIMAB (Sociedade Instaladora de Mercados Abastecedores), einer Aktiengesellschaft, die seit 1993 in der Lebensmittel- und Logistikbranche tätig ist. Seine Zuständigkeit bei führenden portugiesischen Lebensmittelgroßmärkten umfasst die Bereiche Voruntersuchungen, Dimensionierung, Planung, Einrichtung, Verwaltung, Berufsbildung und Karrierewege. Zu seinen weiteren Aufgaben gehören Beratung, Innovation und Nachhaltigkeit bei portugiesischen und internationalen Projekten im Großhandel und in lokalen Einzelhandelsmärkten. Seit 2012 hatte João auch die Position des Exekutivdirektors von PATER – Mais Território / More Territory inne, wo er für Beratung in den Bereichen Raumplanung und Marketing, Klimawandel und „Green Economy“, Produkte und Innovation auf den Lebensmittelmärkten zuständig ist. Er hat einen Abschluss in ‚Agronomie – Agrarwirtschaft und Soziologie des ländlichen Raums’ und absolvierte ein Postgraduiertenstudium in ‚Marketing-Management’, ein Masterstudium in ‚Marketing’ und ein weiterführendes Postgraduiertenstudium im Bereich ‚Internationaler Handel und industrielle Organisation’.

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Angèle Tasse

Podiumsteilnehmer
Leitende Sachverständige für nachhaltige Lebensmittelsysteme / ICLEI - Kommunalverwaltungen für Nachhaltigkeit
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Angèle Tasse ist leitende Sachverständige für nachhaltige Lebensmittelsysteme bei ICLEI, einem globalen Netzwerk von über 2.500 Kommunal- und Regionalverwaltungen, das sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung einsetzt. Angèle Tasse ist Ko-Leiterin des „Global CityFood“-Programms von ICLEI, bei dem sie zur Umgestaltung urbaner Lebensmittelsysteme und zur Schaffung eines gesunden und nachhaltigen städtischen Ernährungsumfelds mit Städten zusammenarbeitet. Vor ihrer Tätigkeit bei ICLEI arbeitete sie beim CGIAR-Forschungsprogramm für Klimawandel, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit an globalen politischen Maßnahmen im Bereich Ernährung und Klimaschutz – sowohl in Kommunen als auch in der Privatwirtschaft. Ihre Ausbildung absolvierte Angèle Tasse im Bereich Ordnungspolitik und Biologie.

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Delphine Larrousse

Podiumsteilnehmer
Director / Global Engagement, World Vegetable Center
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Delphine Larrousse ist Mitglied im Executive Management Team des World Vegetable Centers (WorldVeg). In ihrer derzeitigen Funktion als Director for Global Engagement und Director for East and Southeast Asia lebt und arbeitet sie in Bangkok, Thailand.

Delphine hat 18 Jahre Erfahrung in der Konzipierung und Steuerung von Programmen in den Bereichen Ernährung, Ernährungssicherheit, Landwirtschaft, Klimawandel und weltweite Existenzgrundlagen. Sie hat bisher in zehn verschiedenen Ländern gelebt und spricht fünf Sprachen fließend. Ihre berufliche Laufbahn begann mit Tätigkeiten in bäuerlichen Gemeinschaften im Amazonasgebiet, der Zusammenarbeit mit Stadtbewohnern in Indien und dem Aufbau ihrer eigenen NRO in Ecuador. Anschließend arbeitete sie etwa zehn Jahre lang für das kanadische Internationale Zentrum für Entwicklungsforschung (International Development Research Centre; IDRC), wo sie federführend für die Communications and Engagement Strategy des kanadischen International Food Security Research Fund, einer gemeinsamen Initiative von IDRC und Global Affairs Canada, verantwortlich war. Im Jahr 2019 kam Delphine dann zu WorldVeg.

Mit festem Glauben an die Veränderungskraft von Gemüse und die entscheidende Rolle der Forschung auf dem Weg zu nährstoffreicheren und widerstandsfähigeren Ernährungssystemen, widmet sich Delphine in ihren derzeitigen Funktionen bei WorldVeg der Förderung dieser Prinzipien.

E-Mail: [email protected]

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