Die Bedeutung von Transparenz für ein reibungsloses Funktionieren der globalen Agrarmärkte

Agrarmarktinformationssystem der G20 (AMIS)

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Zusammenfassung Inhalte & Ergebnisse
Das Agrarmarktinformationssystem (AMIS) wurde 2011 von der Gruppe der Zwanzig (G20) ins Leben gerufen, um Turbulenzen auf den internationalen Lebensmittelmärkten zu verhindern. Das System enstand als Reaktion auf die Nahrungsmittelpreiskrise der Jahre 2007–2008 und 2010–11, als globale Agrarmärkte in Ungleichgewicht gerieten und heftigen Schwankungen ausgesetz waren. Die damalige Krise gefährdete die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Nahrungsmitteln, was in mehreren Ländern zu politischer Instabilität und sozialen Unruhen führte.
Der Auftrag an AMIS besteht darin, die Transparenz der globalen Lebensmittelmärkte zu verbessern und den Dialog zwischen den wichtigsten Handelsländern für Agrarrohstoffe zu fördern. In diesem GFFA Expertengremium diskutierten Mitglieder des AMIS-Sekretariats sowie Vertreter einiger AMIS-Teilnehmerländer über die Bedeutung der Initiative für das reibungslose Funktionieren der globalen Agrarmärkte. Rückblickend auf die mehr als zehnjährige Tätigkeit von AMIS debatierte das Gremium, ob die Initiative seinem Auftrag erfolgreich nachgekommen ist, insbesondere im Hinblick auf die Erfahrungen während der COVID-19-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, die an globalen Märkten zu Verwerfungen führte.
Die Diskussionsteilnehmer hoben den hohen Grad an Konzentration auf internationalen Agrarmärkten hervor, der das Ernährungssystem anfällig für externe Schocks macht. Eine Störung in nur einem großen Exportland kann daher direkte Auswirkungen auf Preise und Volatilität am Weltmarkt haben. Dem Gremium zufolge konnte AMIS die Informationsasymmetrie innerhalb der Märkte reduzieren, was einen wichtigen Beitrag dazu leistete, dass handelspolitische Beschränkungen, Marktvolatilität und auch übermäßige Spekulation heute weniger stark ausgeprägt sind. Durch die Bereitstellung umfassender Informationen zur Angebots- und Nachfragedynamik ermöglichte es AMIS den Marktteilnehmern, in Zeiten von Marktunsicherheiten bessere und der Situation angemessene Entscheidungen zu treffen.
Dass AMIS nun auch Märkte für Düngemittel und Pflanzenöle abdeckt, wurde von mehreren Diskussionsteilnehmern als äußerst positiv hervorgehoben. Viele wiesen ebenso darauf hin, dass die Erfahrungen während der Pandemie und des Krieges in der Ukraine sowie in jüngerer Zeit die Unruhen im Roten Meer unterstreichen, wie wichtig eine bessere Überwachung der Handelslogistik und der internationalen Warenströme wäre. Dank finanzieller Unterstützung von G20- und G7-Partnern konnte AMIS in jüngster Zeit seine Analysekapazitäten dahingehend bereits entscheidend verbessern.
Trotz der bereits erzielten Fortschritte während der vergangenen 12 Jahre steht AMIS weiterhin vor großen Herausforderungen, insbesondere was den regelmäßigen Zugang zu zuverlässigen Informationen von seinen Teilnehmerländern betrifft. Vertreter der AMIS-Länder im Gremium betonten daher, wie wichtig es sei, dass sich alle Teilnehmer aktiv engagieren und die Initiative tatkräftig unterstützen. In diesem Zusammenhang betonten sie insbesondere die wichtige Funktion von AMIS als Forum, in dem sich Experten der einzelnen Mitgliedsländer regelmäßig über die Marktaussichten austauschen und verständigen können. Treffen fanden sowohl während der Pandemie als auch seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine reglmäßig und häufig statt, unter anderem im Rahmen des AMIS Rapid Response Forum, was die Mitglieder als starken Indikator für die Relevanz von AMIS für die Stabilisierung globaler Märkte ansahen.
Abschließend betonte das Gremium, dass AMIS angesichts der gegenwärtigen Krisen zwar deutlich an Bedeutung gewonnen hat, die wichtigen Dienstleistungen, die es bietet, jedoch nicht als selbstverständlich angesehen werden dürften. Die Zukunft von AMIS liegt dabei in der Hand seiner Mitgliedsländer; sie müssen dafür sorgen, dass AMIS auch weiterhin dringend benötigte Informationen und Analysen bereitstellen kann.

Podiumsteilnehmer

Joe Glauber

Moderator
Senior Fellow / Internationales Institut für Ernährungspolitik und Ernährungsforschung (IFPRI
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Joe Glauber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Märkte, Handel und Institutionen. Seine Schwerpunkte umfassen Preisvolatilität, globale Getreidereserven, Ernteversicherungen und Handel. Vor seiner Zeit beim IFPRI war Joe mehr als 30 Jahre beim Ministerium für Landwirtschaft der USA tätig, unter anderem als Chefökonom, von 2008 bis 2014. Als Chefökonom war er zuständig für die landwirtschaftlichen Vorhersagen und Hochrechnungen des Ministeriums, verantwortete die Bereiche Klima, Energie und regulatorische Fragen und war als Vorstandsvorsitzender der Federal Crop Insurance Corporation tätig. Von 2007 bis 2009 war Joe Doha-Agrar-Sonderbeauftragter beim US-Handelsbeauftragten. In dieser Tätigkeit war er Chefverhandler für Agrarfragen bei der Doha-Runde. Er war beim Blair-House-Abkommen als Wirtschaftsberater tätig, das einen wichtigen Beitrag zur Abschluss der Uruguay-Runde leistete. Joe ist Verfasser zahlreicher Studien zu Ernteversicherungen, Katastrophenpolitik und US-amerikanischer Landwirtschaftspolitik. 2012 wurde er als Mitglied der Agricultural and Applied Economics Association einberufen. Er erhielt einen Doktortitel in Agrarökonomie von der Universität Wisconsin und hat einen Bachelorabschluss in Anthropologie von der Universität Chicago.

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Eduardo Marques

Podiumsteilnehmer
Agricultural Attaché in the Embassy of Brazil in Berlin / Ministry of Agriculture and Livestock of Brazil

Máximo Torero Cullen

Podiumsteilnehmer
Chefökonom / Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)
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Máximo Torero Cullen ist Chefökonom der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO). Ab Januar 2019 war er beigeordneter Generaldirektor der FAO-Abteilung für Wirtschaftsförderung und soziale Entwicklung. Vor seiner Zeit bei der FAO war er ab November 2016 als Exekutivdirektor bei der Weltbankgruppe in Washington, D.C., für die Länder Argentinien, Bolivien, Chile, Paraguay, Peru und Uruguay zuständig. Zuvor leitete er die Abteilung für Märkte, Handel und Institutionen des Internationalen Instituts für Ernährungspolitik und Ernährungsforschung (IFPRI). Der Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit liegt auf der Analyse von Armut und Ungleichheit, der Rolle von geografischen Aspekten und (privatem sowie staatlichem) Vermögen für die Erklärung von Armut und auf politischen Konzepten, die Armut bekämpfen und sich auf Infrastruktur und Institutionen stützen sowie auf die Tatsache, dass technologische Errungenschaften (oder Diskontinuitäten) zum Wohlergehen von Privathaushalten und Kleinbauern beitragen. Er hat Erfahrung in den Regionen Lateinamerika, Subsahara-Afrika und Asien. Herr Torero, peruanischer Staatsangehöriger, hat einen Doktortitel und einen Masterabschluss in Wirtschaftswissenschaften von der University of California, Los Angeles (UCLA) sowie einen Bachelorabschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Universidad del Pacífico, Lima, Peru. Er ist Professor (beurlaubt) an der Universidad del Pacífico, Peru, und Stipendiat der Alexander von Humboldt‐Stiftung an der Universität Bonn, Deutschland. Er hat zudem zahlreiche Beiträge für hochrangige Wissenschaftszeitschriften verfasst (QJE, Econometric Theory, AER-Applied Microeconomics, RSTAT, Labor Economics und viele weitere hochrangige Zeitschriften). Herr Torero erhielt im Jahr 2000 das Georg Forster-Forschungsstipendium von der Alexander von Humboldt‐Stiftung, gewann zwei Mal – 2000 und 2005 – die Auszeichnung für herausragende Forschung in der Entwicklungsforschung vom Global Development Network und erhielt 2014 den französischen Verdienstorden für Landwirtschaft.

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Catherine Geslain-Lanéelle

Podiumsteilnehmer
Direktorin der Abteilung Strategie und politische Analyse / EU-Kommission – GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
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Seit dem 01.01.2023 ist Catherine Geslain-Lanéelle Direktorin der Abteilung Strategie und politische Analyse der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (Europäische Kommission). Von 01.09.2020-31.12.2022 war sie Direktorin beim Generalsekretariat des Rates und war zuständig für Veterinärfragen, Pflanzenschutzfragen, Ernährung und Forstwirtschaft. Von Dezember 2019-August 2020 war sie stellvertretende Kabinettchefin des EU-Kommissars für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Von Juli 2018-Juni 2019 war sie Kandidatin der EU für das Amt der Generaldirektorin der FAO. Von 2013-2018 war sie zuständig für die Umsetzung der GAP in Frankreich, im Rahmen ihrer Tätigkeit als Generaldirektorin für Wirtschaftsleistung und Umweltbilanz von Unternehmen im französischen Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forstwirtschaft. Von 2006-2013 war sie Exekutivdirektorin der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Von 2003-2006 war sie Regionaldirektorin für Land- und Forstwirtschaft in der Region Île-de-France. Zuvor war sie Generaldirektorin der Lebensmittelabteilung im französischen Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei. Sie war zudem von 1991-1993 bei der Europäischen Kommission tätig, als abgeordnete nationale Sachverständige in der GD III (GD Industrie und Binnenmarkt) im Bereich Lebensmittelsicherheit. Sie ist Agrarwissenschaftlerin und hat einen Masterabschluss (MSc) vom Institut National Agronomique Paris-Grignon sowie von der Ecole Nationale du Génie Rural, des Eaux et des Forêts.

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Ritsuko Yoneda

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Ritsuko Yoneda, Direktorin für multilaterale Angelegenheiten, Ministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei, Japan / Japanisches Ministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei
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Die in Japan geborene und aufgewachsene Ritsuko Yoneda trat 1999 in das japanische Ministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei ein. Während ihrer 20-jährigen Karriere beschäftigte sie sich mit Politikkonzepten in den Bereichen Anbaupflanzen, Fischerei und Nutztiere. In der Abteilung für internationale Angelegenheiten leitete sie ein Team, das für zahlreiche internationale Foren zuständig war, darunter OECD, G7, G20 und AMIS. 2023 nahm sie im Rahmen der japanischen G7-Präsidentschaft eine führende Rolle ein, insbesondere bei der Festlegung der Tagesordnung und dem Entwurf des Kommuniqué. Sie hat sich auf Völkerrecht und Politikwissenschaft spezialisiert und hat einen Masterabschluss im Bereich Recht und Diplomatie von der Fletcher School of Tufts University, USA.

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Arnaud Petit

Podiumsteilnehmer
Exekutivdirektor / Internationaler Getreiderat (IGC)
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Arnaud Petit wurde im Februar 2018 zum Exekutivdirektor des Internationalen Getreiderats (IGC) ernannt. Beim IGC handelt es sich um eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in London, die ihren Mitgliedstaaten unabhängige Analysen zu Absatzmärkten für Getreide, Ölsaaten, Reis und Hülsenfrüchte anbietet, um den internationalen Getreidehandel zu fördern. Sie stellt zudem Informationen für nichtstaatliche Mitglieder zur Verfügung. Der IGC ist eine wichtige internationale Plattform für Diskussionen zwischen politischen Entscheidungsträgern und dem Privatsektor. Er ist darüber hinaus dem Sekretariat des Ausschusses für Nahrungsmittelhilfe unterstellt und unterstützt bei der Vernetzung innerhalb der Gebergemeinschaft, um die Effizienz der Nahrungsmittelhilfe zu verbessern. Von 2005-2017 war Herr Petit als Direktor für Waren und Handel beim europäischen Dachverband der Landwirte und landwirtschaftlichen Genossenschaften (Copa-Cogeca) tätig. Er war zudem Mitglied des Exekutivausschusses der Europäischen Technologieplattform „Plants for the future“ (2009-2017) sowie Mitglied der Expertengruppe für Handelsverhandlungen zwischen der EU und den USA bei der Europäischen Kommission (2014-2017). Von 2000-2005 war er als politischer Berater für Europapolitik bei der nationalen Landwirtschaftskammer in Paris tätig sowie als stellvertretendes Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses. Er hat einen Masterabschluss in Agrarökonomie vom Centre International de Hautes études agronomiques méditerranéennes Montpellier, Frankreich.

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Denis Drechsler

Podiumsteilnehmer
AMIS Projektmanager / Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)
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Denis Drechsler ist Projektmanager bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). In dieser Funktion verantwortet er die Entwicklung und Umsetzung von Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Agrarmarktinformationssystem (AMIS). Vor seiner Zeit bei der FAO koordinierte Denis Öffentlichkeitsarbeit und politischen Dialog beim OECD-Entwicklungszentrum. Denis hat Politikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Potsdam, dem Institut d’Etudes Politiques de Grenoble und der Universität Wisconsin studiert.

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Seth Meyer

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Chefökonom / Ministerium für Landwirtschaft der USA (USDA)
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Dr. Seth Meyer wurde im Januar 2021 zum Chefökonom des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) ernannt und kehrte nach zwei Jahren zum USDA zurück. Vor seiner Rückkehr war Seth als Forschungsprofessor tätig sowie als stellvertretender Direktor des Food and Agricultural Policy Research Institute (FAPRI) an der University of Missouri. Das FAPRI ist bekannt für seine Agrarpolitikanalysen und Marktanalysen, auf die sich der Kongress der Vereinigten Staaten und das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) stützen, um Einblick in die Bereiche Rohstoffproduktion, Preise, landwirtschaftliches Einkommen und Auswirkungen auf den Handel durch agrarpolitische Maßnahmen wie beispielsweise Änderungen am US-Agrargesetz, Handelsabkommen und Handelsstörungen sowie Ernteversicherungen zu gewinnen. Dr. Meyer war zuvor Leiter des World Agricultural Outlook Board (WAOB) im Office of the Chief Economist (OCE). Diese Abteilung des USDA ist zuständig für die Koordinierung der Ressourcen des USDA zur Bewertung von Erntegut auf der ganzen Welt. Das OCE veröffentlicht seine Ergebnisse auch im Bericht „WASDE“. Diese werden von Agrarmärkten im In- und Ausland genau beobachtet. Zuvor war Dr. Meyer als Ökonom bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) tätig sowie als Gastdozent an unterschiedlichen Forschungsinstituten in zahlreichen Ländern. Dr. Meyer wuchs in Iowa auf und hat einen Bachelor- und Masterabschluss von der Iowa State University sowie einen Doktortitel in Agrarökonomie von der University of Missouri.

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