Ungleichheit schafft Hunger – Neue CFS Politikempfehlungen für gerechtere Ernährungssysteme der Zukunft?

Bischöfliches Hilfswerk Misereor e.V.
Brot für die Welt
Forum Umwelt und Entwicklung
La Via Campesina
INKOTA-netzwerk e.V.
FIAN Deutschland e.V.

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Zusammenfassung Inhalte & Ergebnisse
Im Fachpodium diskutierten die Pannelist:innen umfassende Strategien zur Beseitigung von Ungleichheiten in Ernährungssystemen und die Bedeutung unterschiedlicher Perspektiven und Maßnahmen, um einen dauerhaften Wandel zu erreichen. Eine besondere Rolle spielten dabei zivilgesellschaftliche Perspektiven und die Rolle des Welternährungsausschusses (CFS).
Zu Beginn stellte Prof. Bhavani Shankar die jüngste Studie des CFS High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition (HLPE-FSN) vor. Die Studie bietet eine umfassende Analyse der Ungleichheiten in den Ernährungssystemen und ihrer tiefgreifenden. Prof. Bhavani Shankar kritisiert den Mangel an Intersektionalität im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs, der zu einem unzureichenden Verständnis von Ernährungssystemen und einer schwachen Erfassung von Ungleichheiten in ihnen führt.
Elizabeth Cruzada weiß aus ihrer Arbeit mit philippinischen Landwirt:innen, wie wichtig die Kontrolle über Saatgut und Düngemittel ist und weist auf die Probleme mit gentechnisch modifiziertem Mais auf den Feldern der Philippinen hin. Cruzada erinnert an die wichtige Rolle und das Wissen der indigenen Gemeinschaften und plädiert für die Agrarökologie, Souveränität und Solidarität in der Landwirtschaft.
Um gerechtere Ernährungssysteme zu schaffen, ist es wichtig, über die bloße Anerkennung in politischen Prozessen hinaus zu einer echten Beteiligung zu gelangen, der Meinung ist Dee Woods, Koordinatorin der zivilgesellschaftlichen Begleitung des CFS-Prozesses. Dee Woods weist auch auf die Rolle von Wirtschafts- und Handelssystemen und Machtkonzentrationen hin, wenn es um den Zugang zu Nahrung geht.
Dr. Lutz Depenbusch gab Einblicke in die Studie „Armutslücke gesunde Ernährung“, die das fehlenden Einkommen, welches Staaten weltweit von einer gesunden Ernährung trennt in den Blick nimmt. Die Studie zeigt klar auf, wo Länder im Kampf gegen den Hunger an ihre finanziellen Grenzen stoßen.
Marissa Reyes-Diaz berichtet aus erster Hand über die Auswirkungen der Klimakrise auf die Landwirtschaft, die sie auf ihrer Farm in Puerto Rico selbst erlebt. Die Dringlichkeit einer Energiewende erkennt sie nur zu gut. Marissa Reyes-Diaz betonte aber auch die Vereinbarkeit einer gerechten Energiewende mit der lokalen Landwirtschaft und wies darauf hin, dass sichergestellt werden müsse, dass die Energiewende nicht die Flächen für die Nahrungsmittelproduktion gefährde. Auch Prof. Bhavani Shankar betonte die Bedeutung von Landbesitz und Zugang zu Land.
Dem CFS und seiner Struktur kommt eine wichtige Rolle zu, die gewöhnlichen Abläufe zu hinterfragen und herauszufordern. Fraglich ist jedoch, ob dem CFS in Zukunft genügen Kapazitäten zugestanden werden.

Podiumsteilnehmer

Markus Wolter

Moderator
MISEREOR e.V
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Markus Wolter ist studierter Geograf und arbeitete mehrere Jahre als Bio-Landwirt. Seit 2018 ist er bei MISEREOR e.V. für die Themen Landwirtschaft und (Welt-)Ernährung zuständig. Seine derzeitigen Schwerpunkte liegen auf der Bilanzierung der Wahren Kosten, Fragen der Welternährung, dem Zugang zu Boden und der nachhaltigen Landwirtschaft. In der Vergangenheit war Markus landwirtschaftlicher Berater in Botswana und befasste sich unter anderem mit Agrarrohstoffen und Tierhaltung.

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Elizabeth Cruzada

Podiumsteilnehmer
Asiatische Austauschplattform zu Ernährungssouveränität und Agrarökologie (Asian People’s Exchange for Food Sovereignty and Agroecology)
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Elizabeth Cruzada koordiniert, leitet und fördert Lernprozesse bei den Partnern der Asiatischen Austauschplattform zu Ernährungssouveränität und Agrarökologie (Asian Peoples Exchange for Food Sovereignty and Agroecology, APEX) zur Stärkung ihrer lokalen und nationalen Bewegungen zur Durchsetzung von Ernährungssouveränität. Cruzada war zudem als nationale Koordinatorin von MASIPAG in den Philippinen tätig, einem von Landwirten und Landwirtinnen geleiteten Netzwerk, das auf die nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung von Biodiversität durch landwirtschaftliche Kontrolle über genetische und biologische Ressourcen, landwirtschaftliche Produktion und damit verbundenes Wissen hinarbeitet. Zur Zeit ist sie Vorsitzende des Vorstandes von METSA, einer örtlichen NGO zur Stärkung der Teilhabe von Landfrauen in Davao in den Philippinen. Ein Hauptteil ihrer Arbeit besteht im Schaffen von agrarökologischen und partizipatorischen Garantiesystemen, vor allem in Zusammenarbeit mit indigenen Frauen.

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Dee Woods

Podiumsteilnehmer
Allianz der Landarbeiter und Landarbeiterinnen
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Dee Woods, Mitglied der Royal Society of Arts (FRSA) ist eine preisgekrönte Ernährungssystemaktionistin. Als begeisterte Wissensvermittlerin, Ideengeberin, Multiplikatorin und Netzwerkerin tritt sie für gute Ernährung für alle und ein gerechtes Nahrungsmittelsystem ein. Sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen Menschenrechten, Ernährungssouveränität, Agrarökologie, Gemeinschaft, Politik, Dekolonialisierungsforschung, Kultur, Klima und sozialer Gerechtigkeit. Woods ist Mitgründerin der Gemeinschaftsküche „Granville Community Kitchen“ und des African and Caribbean Heritage Food Network. Sie ist Mitglied des London Food Board der Greater London Authority (GLA) und Mitherausgeberin von „A People’s Food Policy“. Sie ist Ehrenforschungsstipendiatin am Centre for Agroecology, Water and Resilience (CAWR) der Universität Coventry und Mitglied des Food Ethics Council. Sie ist Covorsitzende des Independent Food Aid Network (IFAN) und stellvertretende Vorsitzende von A Growing Culture. Sie vertritt zur Zeit La Via Campesina als Anlaufstelle für Westeuropa im Koordinationsausschuss des Civil Society and Indigenous Peoples Mechanism for relations with the UN Committee on World Food Security (CSIPM).

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Bhavani Shankar

Podiumsteilnehmer
Universität Sheffield
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Bhavani Shankar ist Professor an der Universität Sheffield, GB. Er ist angewandter Wirtschaftswissenschaftler und arbeitet in Forschungsbereichen an der Schnittstelle zwischen Landwirtschaft, Ernährungssystemen, Ernährung und Umweltverträglichkeit. Shankar war zuvor zudem an der School of Oriental and African Studies der Universität London, der Universität Reading und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen tätig. Gerechtigkeit in Nahrungsmittelsystemen spielt in Shankars jüngster Arbeit eine große Rolle und 2022–23 war er der Teamleiter des High Level Panel of Experts (HLPE) 18 für den Bericht zum Abbau von Ungerechtigkeiten im Bereich Ernährungssicherheit und Nahrung („Reducing inequalities for food security and nutrition“). Für seine Arbeit hat Shankar in jüngster Zeit finanzielle Unterstützung u. a. von Organisationen wie dem Wellcome Trust, der Bill and Melinda Gates Foundation, dem Leverhulme Trust, UKAid und der Europäischen Kommission erhalten. Er ist einer der Leiter der Abteilung für Lebensmittelkonsum, Gesundheit und Nachhaltigkeit an der Fakultät für Nachhaltige Nahrungsmittel der Universität Sheffield und Mitglied der Redaktionsbeiräte der Zeitschriften „Global Food Security“ und „Food Policy“.

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Lutz Depenbusch

Podiumsteilnehmer
MISEREOR e.V
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Lutz Depenbusch ist Referent für Landwirtschaft und Ernährung bei Misereor Deutschland. Sein Ziel ist die Stärkung der politischen Interessen der zivilgesellschaftlichen Partner von Misereor in Afrika, Asien und Lateinamerika. Kernthemen seiner Arbeit sind die Förderung der Transformation hin zu gerechten Ernährungssystemen, Agrarökologie und menschenrechtsbasierter globaler Nahrungsmittel-Governance. Vor seiner aktuellen Position war er als Forscher an der Universität Göttingen und am World Vegetable Center in Thailand tätig. Auf diesen Posten forschte er zu den Themen Landwirtschaft, Ernährung und Geschlecht in Ostafrika, Südasien und Südostasien. Depenbusch ist Entwicklungsökonom und promovierte an der Universität Göttingen.

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